ALZEY-WORMS - Sie wachsen nur rund 0,33 Millimeter pro Tag, ungefähr einen Zentimeter pro Monat: die Haare des Menschen. Trotzdem hat die Schließung der Friseursalons Ende März aufgrund der Corona-Verordnungen manch einen in die Verzweiflung getrieben. Mitunter hin bis zu fehlgeschlagenen Versuchen, sich selber zu frisieren. Umso besser, dass die wirklichen Profis an der Schere ab Montag, 4. Mai, unter strengen Auflagen wieder öffnen dürfen. Wie bereiten sich die Friseursalons im Kreis Alzey-Worms auf den Stichtag vor?
Wie nicht anders zu erwarten, ist die Nachfrage jetzt schon groß, wie Nina Holz vom Haarstudio Holz in Gau-Odernheim berichtet: „Das Telefon steht nicht mehr still.“ Eine der Auflagen durch die Friseur-Innung ist, dass Friseurbesuche nur mit vorheriger Terminvereinbarung möglich sind. Damit soll wartende Kundschaft in den Salons verhindert werden. Bei „Crehaartiv“ in Wörrstadt wird daher nun jede Nachricht auf dem Anrufbeantworter, bei Facebook oder WhatsApp nach und nach abgearbeitet und Termine vergeben. Eine Menge zu tun, wie Inhaberin Nicole Bauer erzählt. Aber durch das „bisschen Action müssen wir alle durch.“ Sie sei vor allem erleichtert, dass es nun weitergeht.
Dann gibt es für Kunden und Friseure eine Maskenpflicht. Zudem muss natürlich die Abstandsregel eingehalten werden. Daher reduziert sich für viele Friseure allerdings die Kapazität. Rüdiger Lichtenheldt vom Saulheimer „Frisööör Lichtenheldt“ kann maximal acht Kunden unterbringen. Sechs an den Plätzen und zwei, die warten können. Zwischen den Arbeitsplätzen versucht er, noch Trennwände zu errichten, um die Abschirmung zu verbessern. Auch der „Haus- und Hofschreiner“ der Familie Holz hat für sie Trennwände gebaut. Zudem würden Freunde und Bekannte fleißig Masken nähen. Holz und Lichtenheldt haben für ihre Mitarbeiter extra Masken mit Schutzvisieren besorgt, die deutlich besser abschirmen – in beide Richtungen. Nicole Bauer stellt sich das Tragen der Masken als „sehr anstrengend vor.“
Aber nicht nur Maskenpflicht und Sicherheitsabstand werden für einen verzögerten Ablauf in den Salons sorgen. Eine weitere Auflage ist, dass die Haare aller Kunden gewaschen werden müssen. „Das normale Pensum ist nicht machbar“, erklärt Holz. Beispielsweise müssten beim Haarefärben oder Dauerwellen machen nun erstmal gewaschen und geföhnt werden. Die Zeit summiert sich. Aber nicht nur deshalb planen alle Friseure mehr Zeit pro Kunde ein. Schließlich müssen auch die Stühle nach jedem Besucher desinfiziert werden. Lichtenheldt hofft, dass er für einen Herrenschnitt mit anschließender Desinfektion nicht länger als eine halbe Stunde benötigt. Bei Holz rechnen sie vorerst 45 Minuten ein. Alle Friseure erklären aber, dass sie erst Erfahrungswerte sammeln müssen.
Um die Kundenströme weiter zu entzerren, verlängern viele Friseure zudem ihre Öffnungszeiten und setzen auf ein Schichtsystem. Nicole Bauer plant mit einer Früh- und Spätschicht, zudem wird nun auch montags aufgemacht. Da Getränke und Zeitschriften ebenfalls verboten sind, möchte Bauer zudem iPads für die einzeln wartenden Kunden anbieten, die danach desinfiziert werden.
Nina Holz hofft allerdings, dass die Kunden in Gau-Odernheim „nicht viel früher kommen“. Auch wenn sie mit der zum Haus gehörenden Terrasse viel Platz hätten. Trotzdem erfolgt der Einlass nur über die Türklingel. Für die Rezeption wird daher extra ein Mitarbeiter abgestellt.